KI-Agents: Der digitale Mitarbeiter für Österreichs Unternehmen

Bild: Google Deepmind

Jeder spricht von ihnen, aber kaum einer kann ganz genau sagen, was sie sind und wie sie funktionieren: KI-Agenten. Wir schauen in diesem Blog umfangreich auf das Thema, definieren KI-Agenten für Unternehmen, zeigen Einsatzmöglichkeiten und blicken neutral auf die aktuellen Top-Tools am Markt.


Was sind KI-Agenten?

KI-Agenten (Künstliche Intelligenz-Agenten) sind eigenständige Programme oder Systeme, die ihre Umgebung wahrnehmen, analysieren und selbstständig Entscheidungen treffen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Sie nutzen Techniken der Künstlichen Intelligenz, wie maschinelles Lernen oder regelbasierte Systeme, um Aufgaben zu lösen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern.

KI-Agenten können zum Beispiel Chatbots, autonome Roboter oder intelligente Steuerungssysteme sein. Sie handeln autonom, nehmen ihre Umgebung wahr, verarbeiten Daten, treffen Entscheidungen und führen Aktionen aus. Viele können auch aus Erfahrungen lernen und sich verbessern.

Eingesetzt werden sie in Bereichen wie autonomes Fahren, Gesundheitswesen, Finanzsektor oder Kundenservice.


Wo ist der Unterschied zwischen KI-Agenten und KI-Workflows?

Zentraler Aspekt für diese Frage ist der Einsatzbereich und die Aufgabenstruktur. KI-Agenten arbeiten als ein eigenständiger Akteur innerhalb einer Aufgabe. KI-Workflows sind hingegen oftmals Pipeline-Prozesse.


Wo ist der Unterschied zwischen KI-Agenten und KI-Workflows?

Im Unterschied zu klassischen KI-Workflows arbeitet ein KI-Agent in einer eigenen Umgebung unabhängig von fest vordefinierten Pipeline-Prozessen. KI-Agenten entscheiden selbst, ob und wie sie eine Aufgabe bearbeiten. KI-Workflows sind hingegen häufig eine Aneinanderkettung von Aufgaben, die anfallen.

Um die Frage leichter zu verstehen, ist folgendes Beispiel aus dem Unternehmensalltag geeignet:

Wenn die Marketing-Abteilung eine Reihe an LinkedIn-Posts automatisiert schreiben möchte, kann sie eine KI-Workflow-Kette einrichten, die automatisch Themen recherchiert, die Sprache des LinkedIn-Accounts per Abfragen analysiert und zuletzt passende Posts formuliert und in eine Tabelle integriert. Dies ist in dieser Form ein zuvor definierter Prozess, welcher einen Anfang und ein Ende hat. In diesem Fall hat die KI nicht selbst entschieden, ob und wie sie das Projekt bearbeitet – es wurde vorgegeben.

Wir könnten die automatisierte Erstellung von LinkedIn-Content jedoch auch anders durchführen, mittels eines KI-Agenten. In diesem Fall übernimmt der Agent das gesamte Projektmanagement und definiert selbst seine eigenen Arbeitsschritte und führt diese auch selbstständig aus. In unserem Fall erstellt der Agent eigenständig einen Content-Plan, fragt per Mail selbstständig Interviews bei Kollegen an, recherchiert im Internet nach aktuellen Trends und nutzt diese Inhalte, um den gesamten Account selbstständig zu bespielen.

Unser Beispiel zeigt, dass ein KI-Agent mit geeigneten Kontrollen die Aufgaben eines Menschen übernehmen kann und zum virtuellen Mitarbeiter wird.


Was können KI-Agenten alles machen?

Für diese Frage schauen wir etwas in die Zukunft: KI-Agenten können all jene Aufgaben abarbeiten, die immer wieder aufkommen und in einem bestimmten Leistungsrahmen einschätzbar sind. So können KI-Agenten in naher Zukunft kaum einen Geschäftsführer ersetzen, der auf den persönlichen Kontakt mit seinen Kunden angewiesen ist. Jedoch gibt es auch reichlich Potenzial, beispielsweise im Kundensupport. Im Folgenden habe ich einige Ideen für KI-Agenten + Tools zur Umsetzung aufgelistet.

Bevor es mit meinen Ideen losgeht, hier noch ein kleiner Disclaimer: Der AI-Act, jene EU-Verordnung, die den Einsatz und die Nutzung von künstlicher Intelligenz in der EU reguliert, sieht für den Einsatz je nach Risikoklasse strenge Dokumentationen bis hin zu Verboten vor. Es ist also aus jeder Perspektive ratsam, sich ausführlich mit den Neuerungen zu beschäftigen. Zur neuen KI-Kompetenzpflicht haben wir in diesem Blog bereits ausführlich informiert. Nun aber zu meinen Ideen für österreichische Unternehmen:

  • KI-Agenten im Marketing: Dieser Agent könnte Content planen, Personen für Statements per Mail anfragen, Inhalte digital produzieren und bearbeiten sowie die bestehenden Kanäle selbstständig nach Zielvorgaben bespielen.

  • KI-Agenten in der HR: Ein HR-Agent könnte alle eingehenden Bewerbungen lesen, sie anhand der Stellenausschreibung auf ihre Qualifikationen analysieren, erste Einladungen zu Gesprächen versenden und Termine per Mail ausmachen. Wenn wir weitergehen, könnte dieser Agent sogar die ersten Gespräche autonom führen und der HR-verantwortlichen Person eine Zusammenfassung zusenden. IBM arbeitet aktuell an genau so einer Lösung.

  • KI-Agenten im E-Commerce: Dieser Agent könnte sich autonom um die Website eines Online-Händlers kümmern. Wird ein neues Produkt im Warensystem angelegt, erstellt es auf Basis der Inhalte oder durch eine Recherche beim Hersteller Beschreibungen, Titel, Modell-Bilder oder sogar eine Größen-Analyse.

  • KI-Agenten im Kundensupport: Im Kundensupport können Agenten eingehende Fragen per Mail oder Telefon beantworten, Mails mit Rückfragen an das Team senden, Tickets für Reklamationen analysieren, Gutschriften durchführen oder Sachverhalte an menschliche Kollegen weiterleiten. Voiceflow hat sich als Anbieter auf diesen Bereich fokussiert.

  • KI-Agenten im Journalismus: Dieser Kollege ist in der Lage, eingehende Presse- und Agenturmeldungen auszuwerten, Artikel zu schreiben, Nachfragen über verschiedene Kommunikationskanäle zu versenden oder selbstständig Interviews mit echten Menschen zu führen. Mit einem angeschlossenen CMS-System ist dann auch das automatische Posten von Content, abgestimmt auf die unterschiedlichen Kanäle, möglich. Dieser Blog gibt einige Details weiter.

Was wir also zusammenfassen können:

Was diese Beispiele alle gemeinsam haben? Es sind monotone Aufgaben, die meistens wenig geistig fordernd sind, jedoch zum Arbeitsalltag dazugehören. Mittels Agenten können all jene Aufgaben so abgestimmt werden, dass sich Ihre Mitarbeiter:innen auf ihre Kernkompetenzen wieder konzentrieren können.

Es ist wichtig zu formulieren, dass aktuell die Entwicklung von KI-Agenten noch in den Kinderschuhen steckt. Viele der theoretischen Einsatzgebiete werden erst nach und nach ermöglicht und sind teils aus Sicht des Datenschutzes und ethischer Verantwortung aktuell noch schwer zu realisieren.


Welche Auswirkungen haben KI-Agenten auf den Arbeitsalltag?

KI-Workflows und KI-Agenten können den Arbeitsalltag erheblich erleichtern. Wiederkehrende Aufgaben werden durch sie automatisch erledigt, und Fachkräfte können sich auf wichtige Themen wieder verstärkt fokussieren. Eine fachliche Kompetenz wird also nicht mittels künstlicher Intelligenz ersetzt werden.

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet der Einsatz von KI-Agenten ein stetiges Fortbilden, was neue technische Möglichkeiten sowie den Umgang mit künstlicher Intelligenz angeht. Hierfür empfehlen wir eine durchgehende Weiterbildungsreihe zu aktuellen und aufkommenden Themen im Sektor der künstlichen Intelligenz und Automatisierung.

Ein Beispiel für die Entwicklung: Vor etwa drei Jahren waren DeepFakes in der KI-Entwicklung ein in der breiten Gesellschaft eher untergeordnetes Thema. Wir konnten sie binnen weniger Sekunden eindeutig identifizieren, denn Proportionen, Verhalten und Farben passten noch nicht zusammen. Heute sieht dies ganz anders aus. Selbst Profis kann es passieren, dass sie echt von KI-generiert nicht mehr unterscheiden können.

Dennoch möchten wir darauf hinweisen, dass Jobs in einigen Sektoren wegfallen, aber auch neue geschaffen werden. Der Bedarf zur Umsetzung von KI-Projekten sowie das Monitoring ist enorm und wird auch erstmal nicht abnehmen.


Wie kann ich mich auf KI-Agenten vorbereiten?

Aus unserer Perspektive ist das aktive Ausprobieren von bestehenden und neuen Tools einer der wichtigsten Schritte. Weder die Entwicklung von Sprachmodellen wie ChatGPT noch die aktuellen Tendenzen zu KI-Agenten kommen aus dem Nichts: Sie sind das Ergebnis langer Forschung und Entwicklung – teils über mehrere Jahrzehnte.

Firmen in Österreich sollten frühzeitig beginnen, eine KI-Strategie zu entwickeln. In dieser werden dann nicht nur die Einsatzmöglichkeiten von KI generell definiert, sondern auch Chancen der Automatisierung innerhalb und außerhalb des Unternehmens analysiert. Je nach Größe der Firma, lohnt es sich bereits jetzt, einen KI-Beauftragten einzustellen - dies ist zwar nicht Pflicht, kann Sie aber innerhalb der Transformation früh begleiten.

Für alle Unternehmen, die erstmal einen Überblick zum Thema KI und Fakes bekommen möchten, sollten sich an die gängigen Workshop-Anbieter wenden und ein Kick-Off durchführen, um Mitarbeiter zu KI zu schulen.

Die wirklichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt lassen sich in diesem frühen Stadium der Entwicklung noch nicht eindeutig zeichnen, jedoch werden ethische und technische Kompetenzen eine immer wichtigere Rolle in der Überwachung der Systeme spielen. Auch wird fachliche Expertise gleichbleibend wichtig sein.


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KI im Arbeitsalltag nutzen und sich vor Fakes schützen

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Wo fange ich beim Einsatz von KI-Agenten an?

Um diese Frage zu beantworten, sollten wir die Leserschaft in drei Gruppen einteilen:

  1. Für all jene, die bisher kaum Erfahrungen im Umgang mit Sprachmodellen hatten, sollten zunächst mit einer KI-Kompetenz-Schulung starten. Diese hilft ihnen, die gängigen Fragen zu beantworten, erste Prompts zu schreiben und die Chancen sowie Risiken zu verstehen. Unser Team unterstützt Sie hierbei auch sehr gerne – mehr dazu hier.

  2. Für all jene, die bereits umfangreich mit Sprachmodellen gearbeitet haben, sollten den nächsten Schritt zu KI-Workflows gehen. Mittels Tools wie „Make.io“ können erste Workflows zur automatisierten Erledigung von einfachen Aufgaben erstellt werden. Diese Workflows geben einen ersten Einblick in die Chancen und Risiken des ersten digitalen Assistenten. Bereits in diesem Stadium ist es wichtig, umfangreich über den Datenschutz sowie die internen Richtlinien im Bezug auf Kundendaten informiert zu sein.

  3. Wenn KI-Workflows Sie bereits langweilen, dann sollten Sie sich mit Agent-Frameworks beschäftigen. Leicht formuliert handelt es sich um Plattformen, in denen sich der Nutzer selbst einen Agenten auf Basis von den unterschiedlichsten Tools zusammenstellen kann. Es ist also die erweiterte Version eines KI-Workflows mit einer dynamischen Umgebung, jedoch immer noch einem begrenzten Nutzungsumfeld. Anbieter wie Botpress bieten eine Reihe an Paketen und Zugriff auf hunderte Tools an.

 

Zusammenfassung

  • KI-Agenten sind autonome Systeme, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz eigenständig Entscheidungen treffen und wiederkehrende Aufgaben in Bereichen wie Marketing, HR, E-Commerce und Kundensupport übernehmen.

  • Anders als vorab definierte KI-Workflows bestimmen KI-Agenten selbstständig ihre Arbeitsschritte, was sie zu digitalen Mitarbeitern macht, die umfassend Projektmanagement und operative Tätigkeiten abdecken können.

  • Trotz ihres großen Potenzials stehen KI-Agenten noch am Anfang ihrer Entwicklung, weshalb österreichische Unternehmen durch gezielte Schulungen und strategische KI-Einführungen auf zukünftige Herausforderungen, wie Datenschutz und ethische Fragestellungen, vorbereitet werden sollten.

 

Jennik Pickert

Experte in den Bereichen künstliche Intelligenz, Medienkompetenz und Online-Gefahren mittels Fakes.

📧 info@context-verify.eu

Jennik Pickert

Mit 12 Jahren beim Fernsehen / Radio angefangen, mit 16 sich selbstständig gemacht und mit 19 nach Österreich ausgewandert. Medien und Kommunikation sind sein Spezialgebiet - 4 Jahre lang war er das Gesicht des Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen (DGPS), hat Dr. Richard Lutz (DB Vorstandsvorsitzender) zum Interview getroffen und den Westermann-Verlag in der Online-Kommunikation beraten. Neben einem Redaktionsaustausch in Russland hat ihn die Corona-Pandemie zu seinem Projekt „Context-verify“ bewegt, welches Finalist des Social Impact Awards und Teilnehmer des INiTS Hightech Inkubator in Wien ist.

https://www.context-verify.eu/jennik-pickert
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