Medienhäuser treffen auf Start-ups: Gemeinsames lernen angesagt
Die österreichische Medienlandschaft unterliegt ständigem Wandel. Neue Techniken und Tools stürmen den Markt und versprechen Automatisierung, Vereinfachung und Effizienz.
Die Idee ist, redaktionelle Arbeit einfacher und produktiver zu machen, hochwertigen Journalismus zu fördern und Kosten einzusparen. Dennoch empfangen viele Medienhäuser Innovation nicht immer mit offenen Armen. Warum die Kooperation trotzdem zwischen etablierten Medienhäusern und Medienstartups so wichtig ist, zeigt sich im Folgenden.
Innovation vs. Erfahrung: Die Synergie im Medienmarkt
Medienstartups zeichnen sich durch ihre Innovationskraft und Agilität aus. Sie sind weniger an bürokratische Strukturen gebunden, weshalb sie schneller auf technologische oder wirtschaftliche Trends reagieren können. Etablierte Medienhäuser hingegen verfügen über ein gewisses Bündel an Ressourcen: Sie haben durch langjährige Erfahrungen ein tieferes Verständnis für den Markt, ein breiteres Netzwerk an nützlichen Kontakten und mehr finanzielle Mittel. Die Zusammenarbeit von Jung und Alt bringt frischen Wind in die zum Teil verstaubten Redaktionen. Sie lockern den Medienmarkt auf, vereinfachen Prozesse und bringen neue Ideen an den Tisch. Zudem können Start-ups den etablierten Medienhäusern Zugang zu neuen Zielgruppen ermöglichen. Insbesondere die jüngere Generation, die eher digitale Medienformate konsumiert und sich vom klassischen Print wegbewegt, kann von Neuerungen abgeholt werden. Start-ups hingegen profitieren von der Reichweite und dem Renommee der großen Medienhäuser, was ihnen den Zugang zu größeren Märkten erleichtert. Dies ist besonders in einem zunehmend globalisierten Markt von Bedeutung.
Einfach gesagt vereint die Zusammenarbeit Innovation und Erfahrung, was Prozesse vereinfacht, Zielgruppen erschließt und den Zugang zu größeren Märkten erleichtert.
Vorzeigestücke geglückter Zusammenarbeit
Es gibt viele Beispiele für geglückter Zusammenarbeiten zwischen Medienhäusern und Medienstartups, darunter auch das ehemalige Start-up The Intercept und das Medienhaus The Guardian. The Intercept ist ein Unternehmen, das sich auf investigativen Journalismus spezialisiert hat und unter anderem bei der Bearbeitung der von Edward Snowden bereitgestellten Dokumente beteiligt war. Das übergeordnete Ziel ist es, komplexe, jedoch relevante Informationen journalistisch aufzuarbeiten und somit der breiten Masse zugänglich zu machen. Bei diesem Vorhaben konnte der bereits etablierte Guardian mit seinem Know-How in der journalistischen Arbeit und einer breiten Leserschaft das junge Medienunternehmen unterstützen. The Intercept, auf der anderen Seite, brachte tiefgehende Expertise in den Bereichen digitaler Sicherheit und investigativer Methoden an den Tisch.
Recode und Vox Media gelang die Zusammenarbeit, dass es 2015 von Vox Media aufgekauft wurde. Das ehemalige Start-up Recode ist ein Technikblog, das Berichte über US-amerikanische Technologieunternehmen, vor allem aus dem Silicon Valley, veröffentlicht. Zum einen profitiert die Integration, Recode von den redaktionellen und technischen Ressourcen von Vox Media. Zum Anderen konnte Vox Media seine Berichterstattung im Technologiebereich stärken.
Eine ganz ähnliche Erfolgsgeschichte geht auf die Kooperation zwischen Politico und Axel Springer zurück. Politico, ein Medienunternehmen, das auf politische Berichterstattung fokussiert ist, ging eine Partnerschaft mit dem deutschen Verlag Axel Springer ein, mit dem Ziel Politico Europe zu gründen. Diese Zusammenarbeit kombiniert journalistisches Wissen von Politico mit den Ressourcen und der Reichweite von Axel Springer in Europa.
Rahmenbedingungen für erfolgreiche Medien-Kooperation
Die Liste an Kooperationen könnte man lange weiterführen, aber welche Rahmenbedingungen braucht es, um für optimale Synergieeffekte? Laut Alexandra Folwarski, der Teamleiterin des Media Innovation Labs, braucht es als allererstes eine Idee, die ein konkretes Problem lösen soll. Es geht darum, dass das zu entwickelnde Produkt auch tatsächlich Anwendung in den Redaktionen finden kann. Um das herauszufinden, braucht es Branchengespräche. Gespräche mit Akteuren im Mediensektor, um anhand des praktischen Problems die Lösung dafür bestmöglich zu entwickeln. Dabei kann die Individualität der Medienhäuser eine Herausforderung darstellen. Besonders bei technischen Produkten kann der Prozess langwierig sein, denn die technischen Voraussetzungen sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. “Das Start-up muss in der Lage sein, an die technischen Voraussetzungen an(zu)docken”, denn jedes Medienunternehmen verwendet unterschiedliche Programme und Technologien für ihre Arbeit. Die Start-ups müssen sich diesen Vorbedingungen bewusst sein, damit die Zusammenarbeit glücken kann.
Fazit
Die Kooperation von Medienstartups und etablierten Medienhäusern wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen, da sie Innovation und Erfahrung zusammenführt. Start-ups bringen neue Ideen und technische Agilität ein, während große Medienhäuser über umfangreiche Ressourcen und Marktkenntnisse verfügen. Diese Partnerschaften ermöglichen es, neue Zielgruppen zu erreichen und fördern kreative Geschäftsmodelle. Schließlich kann Alt von Jung mindestens genauso viel lernen wie Jung von Alt.