Die Zukunft der Faktenprüfung: Jugend, Wahlen und KI im Fokus

Bild: Krisztian Juhasz

Fake News, Verschwörungstheorien und “alternative Fakten” sind Themen, die uns in den letzten Jahren besonders stark beschäftigen. Die Abwanderung weg von den Legacy-Medien hin zu Social Media macht die Orientierung im Informationsdschungel für den Rezipierenden schwieriger. Die rasante Entwicklung von Technologien wie der KI hilft dabei nicht wirklich, einen Durchblick zu behalten. Aufgrund dessen hat die APA zum zweiten Mal bereits das Event “The Future of Factchecking: Desinformation als Herausforderung” veranstaltet. Das Ziel: Informieren und Diskutieren.

Im Zentrum: KI, Fake News und Gesellschaft 

Die drei Panels standen im Licht unterschiedlicher Themen: Jugendliche und Desinformation, Desinformation und Wahlen sowie KI und Gesellschaft. Hochkarätige Gäste wie Anna Jandrisevits von “Die Chefredaktion”, der YouTuber Alexander Prinz, Carola Schneider von ORF oder Valerie Schmid aus dem APA-Faktecheckteam diskutierten über Fragen, zu denen sich nur schwer Antworten finden. Laut Alexander Prinz, der auf YouTube als “Der dunkle Parabelritter” Videos zu gesellschaftspolitischen Themen veröffentlicht, braucht es eine grundsätzliche Umstrukturierung des Bildungssystems. Medienkompetenzvermittlung muss laut Prinz fester Bestandteil der schulischen Bildung werden.

Isabella Zins, Vorsitzende der AHS Direktor:innen verweist daraufhin auf die vielen Veränderungen, die bereits in der Vergangenheit passiert sind. Eine davon sind die neuen Schwerpunkte, die von den Schüler:innen gewählt werden können. Als Beispiel führt sie das BORG Mistelbach an, wo der IT-Zweig durch den Kommunikations- und Medienzwei ersetzt wurde. Dies sind jedoch Reformen, die von Schulen individuell entschieden und nicht auf Bundesebene verordnet werden. Damit die Medienkompetenz jede:n Schüler:in erreicht, braucht es einen flächendeckenden Ansatz. Dass Jugendliche einen Bedarf an der Vermittlung von Medienwissen haben ist klar, denn häufig wird die Medienkompetenz von Jugendlichen überschätzt. Den digital Natives fällt es sehr leicht, das Internet zu bedienen und zu verstehen, wie es in seinen Grundzügen funktioniert. Das heißt aber nicht, dass sie sich durch die Informationsflut problemlos manövrieren können. Eine Studie von Saferinternet hat gezeigt, dass sich Jugendliche ihre Informationen vor allem aus sozialen Medien holen, vertrauen diesen aber kaum. Nur acht Prozent der befragten Jugendlichen schätzen soziale Medien als “sehr glaubwürdig” ein. Auch die Bewertung der Informationsquellen bereitet ihnen Probleme, wie die Studie zeigt. 

Das ist ein Problem, denn besonders Jugendliche stoßen mehr Fake News als jede andere Altersgruppe. Gefährlich ist dies dann, wenn es sich um sehr glaubhafte Fakes, sogenannte Deepfakes handelt. Viorela Dan von der Innsbrucker Universität bringt die Unterscheidung zwischen Cheapfakes und Deepfakes auf. Unter Cheapfakes werden Fakes verstanden, die ohne komplexe Technik, wie der KI bspw. auskommen und relativ leicht erstellt werden können. Deepfakes zeichnen sich dadurch aus, dass sie mittels KI erstellt wurden. Im Unterschied zu Cheapfakes können sie schwerer erkannt werden, stellen deshalb eine größere Gefahr dar. 

Viele Perspektiven und doch Konsens

Im Rahmen des Events wurde ein Raum geschaffen, in dem konstruktiv über die Themen gesprochen werden konnte, die uns im Moment beschäftigen. Es wurden nicht nur Probleme aufgezeigt und ihre Ursachen identifiziert, sondern auch an Lösungsansätzen gefeilt. Das, obwohl es die Gäste aus unterschiedlichen beruflichen Kontexten kommen und aus verschiedenartigen Perspektiven auf das Thema blicken. Bildung war einer der gemeinsamen Nenner, auf den man kam. Es braucht in der Schule Platz für die Vermittlung von Medienkompetenz und das bestenfalls fächerübergreifend. Immerhin ist die Studienlage eindeutig: Die Digitalkompetenz von Jugendlichen wird häufig überschätzt. Um dem entgegenzuwirken, hilft nur Bildung.

Eng verwoben mit dem Thema Bildung ist das Bewusstsein von Gefahren, die Desinformation birgt. Es nicht die harmlosen Deepfakes vom Papst in langer Daunenjacke oder ein muskelbepackter Joe Biden, die das Lauffeuer zum Brennen bringen. Es sind manipulierte Wahlreden, die zur Basis von Fake News werden und potenziell Wahlen beeinflussen können. 

Fazit

Es hat sich gezeigt, dass Desinformation ein sehr vielschichtiges Thema ist und der Behandlung aus den unterschiedlichsten Perspektiven bedürft. Es wird eine Herkulesaufgabe sein, der Desinformation endgültig einen Schlussstrich zu ziehen. Dennoch ist es wichtig es zu versuchen sich auf die Seite der “Wahrheit” zu stellen und nicht in die träge Position des “Es gibt keine Wahrheit” zu begeben.


Valentina Luger

Nach dem Abschluss meiner Gymnasialzeit habe ich das Studium der Kommunikationswissenschaft und Publizistik an der Universität Wien aufgenommen. Mit Beginn meines Studiums habe ich begonnen als freischaffende Texterin zu arbeiten und meine ersten professionellen Erfahrungen mit dem Schreiben längerer Texte gesammelt.

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